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FALK-INGO RENNER, Gerichtszeichner : Dresdner Neueste Nachrichten

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dresdner-neueste-nachrichten-17-01-2001

Wiederholung für ein Drama
Angeklagter im Mordprozess Adolph beschrieb im Karauschenholz den Tathergang
Fotografieren untersagt: Ortstermin im Karauschenholz

Dresden/Moritzburg (Eig. Ber.). Der Frost hat den Boden im Karauschenwald festgebacken, durch die hohen Bäume dringt kaum ein Strahl der Morgensonne in das Unterholz. Auf der kleinen Lichtung, eine Fuß-Viertelstunde von der Landstraße entfernt, parkt eine dunkle BMW-Limousine zwischen zwei Stämmen, ein kleiner VW hat sich ihm in den Weg gestellt. Alles soll so sein, wie an jenem 5. Februar vor vier Jahren, als Oberlandeskirchenrat Roland, seine Frau Petra und der Hund "Hedda" starben. Nur wimmelt der kleine Wald nahe Moritzburg am gestrigen Morgen vor Dutzenden von Polizisten, Sperrbänder halten Neugierige vom Tatort fern, von dem Doppelmord künden nur noch bunte Plastikfähnlein: Hier lag eine Patronenhülse und da auch und dort drüben lag der Jägerhut von Roland Adolph.
Richter Werner Stotz hat die Tatortbesichtigung angeordnet, um sich ein eigenes Bild von dem Geschehen im Jahr 1997 zu machen. Er leitet den Mordprozess gegen den Angeklagten Manfred R. und befragt auch an diesem Morgen im Karauschenholz eindringlich den schmächtigen Mann in Handschellen: Wo soll das Auto gestanden haben? Wo war Herr Adolph? Wo stand der große Unbekannte? Und R. bleibt auch diesmal bei seiner Tatversion, die er bereits im Schwurgerichtssaal des Dresdner Landgerichtes vorbrachte: Mit Thomas S. und einem ihm Unbekannten sei er hierher gefahren, um den beiden Unterweltgrößen gestohlene Pistolen zu verkaufen. Beim Probeschießen seien die Adolphs mit ihrem VW dazwischen gekommen, es sei zum Streit gekommen und dann fielen die tödlichen Schüsse. Durch wessen Hand das Ehepaar starb, das vermöge er nicht genau zu sagen, da er über die dunkle Limousine hinweg nur die Rücken der Streitenden sehen konnte.
Verteidiger Jürgen Saupe ermuntert seinen Mandanten noch einmal, genau zu zeigen, wo die ersten Probeschüsse des Unbekannten fielen. Dann marschiert die Gruppe den Waldweg hinunter, bis zu jener Stelle, an der Adolphs Wagen später gefunden wurde. Warum das Auto vom Tatort fortbewegt wurde? Nach R.s Erklärungen stand der VW der Limousine der Mörder im Weg und sei deshalb von den Beiden weggefahren worden, während R. sich bei der Flucht vor seinen Kumpanen im Gehölz verirrte. Ob diese Erklärungen den Beweisen stand halten, sollen die nächsten Tage des Prozesses zeigen, der heute im Landgericht fortgesetzt wird. Ein Urteil wird nicht vor März erwartet. Heiko Weckbrodt

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